Spielen ist grundlegend. Das Spiel ist die Form, in der der kleine Mensch selbst lernt, das Leben zu erfassen. Für das Kind das einzige Werkzeug, das es zum Leben braucht - das Spiel, denn für Versorgung, Sicherheit und Liebe sorgen wir. Spielen ist die angeborene Neugier und Lust am Entdecken. Nur beim Spielen kann es die Welt mit allen Sinnen verstehen und alles Gelernte auch verinnerlichen. Durch das Spiel lernt das Kind seinen Körper kennen und wahrnehmen, was es kann, was es noch nicht kann und wofür es noch Übung oder vielleicht eine gewisse Körpergröße braucht. Es lernt Geschicklichkeit in der eigenen Geschwindigkeit und mit eigener Logik, ohne dass irgendetwas von einem Erwachsenen erklärt werden muss. Das Kind lernt die Welt mit seiner Wahrnehmung und in seinem eigenen Tempo kennen.
Das freie Spiel, was ist damit gemeint?
Das sind keine Spiele, die es zu kaufen gibt, wie Karten- oder Brettspiele. Auch Gruppenspiele wie Versteinern, Abfangen, Verstecken zählen nicht dazu.
Das freie Spiel sind die Spielsituationen, die sich das Kind alleine oder mit anderen Spielpartnern selbst schafft, mit eigenen Regeln. Das können Rollenspiele (Mutter, Vater Kind, Kaufmannsladen, etc.) sein oder Spiele mit Materialien (Lego, Bausteinen, Sand, Holzstöcken, Blätter etc.).
Das Kind taucht in seine Fantasiewelt ein und die Küche wird zum Restaurant, die Badewanne zum Piratenschiff, aus den Bausteinen wird eine Polizeistation gebaut, in der das Kind ein „echter“ Polizist ist oder die Blätter auf dem Erdboden werden zu kleinen Booten.
Wenn das Kind in seine Fantasiewelt eingetaucht ist, ist es mit dem ganzen Körper, mit allen Sinnen und Emotionen vertieft in seinem Tun, sodass es rund um sich nichts mehr mitbekommt und in diesem Moment den vollen Genuss des Seins erlebt.
Das Spiel ist das Tor, durch das das Kind in den kreativen Prozess eintritt.
Wir kennen alle die Situation, wenn wir glauben unser Kind sei schwerhörig, weil es nicht reagiert. Stattdessen läuft das kindliche Gehirn gerade auf Hochtouren.
Im Spielprozess werden im Gehirn Botenstoffe freigesetzt, die die Vernetzungen anregen. Körper und Gehirn stehen jetzt in einer optimalen Wechselwirkung zueinander, alle Informationen, die das Gehirn über die Sinne empfängt werden verarbeitet und im weiterem, zukünftigen Tun eingesetzt. Das Kind erwirbt alle wichtigen Lebenskompetenzen, wie Körperbewusstsein, Frustrationstoleranz, Selbstwertgefühl, Kognitive Fähigkeiten, Sozialverhalten, Motorik und Logik.
Fähigkeiten, welche wir Eltern unserem Nachwuchs oft durch Kinderkurse näher bringen wollen, jedoch rauben diese Kurse mit Vorbereitung, An -& Abreise wertvolle Zeit für das Freispiel: Die ganzheitliche Förderung schlechthin, die keine 10 Kurse abdecken würden. Die Evolution hat die optimale Entwicklung der gesamten Kompetenzen und Potenziale ins Gratisangebot Spiel verpackt.
In unseren Köpfen ist es meist so verankert, dass das Spielen etwas ist, das Kinder gerne tun aber es muss dann halt auch mal was Richtiges lernen. Wenn wir das Kind in einer intensiven Spielsituation stören oder diesen keine Zeit schenken, stoppen alle laufenden Prozesse bzw. werden sich diese gar nicht erst entwickeln. Wir Erwachsene müssen dem Kind diesen Freiraum fürs Spiel schaffen und darauf achten, dass solche laufenden Spielprozesse nicht unterbrochen werden. Solche ungestörten Spielsituationen sollte das Kind am Tag so oft wie möglich erleben und ausleben können. Das ist das Grundbedürfnis des Kindseins. Wir Erwachsene sichern die Rahmenbedingungen für das freie Spiel. An uns liegt es, den Alltag so zu gestalten, dass viel Zeit zum Spielen, zum Kindsein bleibt.
Kaum zu glauben: Intensive Freispiele entstehen meistens durch Langeweile!
Mehr zu diesem Thema findest du in meinem Online-Kurs Kreatives Kinderzimmer einrichten.
Eure Martina